Kein Hitzefrei !
FC – Läufer beim Dingolfinger Halbmarathon
Parken konnte man auf dem Parkplatz des CAPRIMA schon. Doch trotz eines sehnsüchtigen Blicks über den Zaun war es mit Liegewiese und Sonnenbad für uns Läufer erstmal nichts. Das mussten wir uns für später aufheben. Dann hinüber zur Startzone. Es erwarteten uns mehrere Tausend Zuschauer bei Kaiserwetter – und in allerbester Stimmung. Fast ganz Dingolfing muss auf den Beinen gewesen sein, jeder wohl äußerst froh, sich bei diesen Temperaturen nicht mehr bewegen zu müssen als notwendig. Denn es gab ja fast Tausend Läufer, denen sie bei ihren Aktivitäten zusehen konnten.
Auf der nach oben offenen Hitzeskala waren Spitzenwerte zu verzeichnen. Als Teilnehmer durfte man sich bei gefühlten 40 Grad Außentemperatur diesmal die Frage stellen, wo die Freude am Laufen endet und die Gratwanderung hin zur reinen Selbstüberwindung beginnt. Viele Teilnehmer hätten heute sicher lieber als Zuschauer an der Strecke gestanden. Aber das ließ der Ehrgeiz natürlich nicht zu, da wir uns schon zu lange auf diesen Event gefreut hatten, um ihn dann kurzfristig abzusagen. Die Turnabteilung unseres FC Straßkirchen nahm mit Johann Michl, Konrad Kiermeier und mir selbst die Herausforderung an.
Zuerst absolvierten die Schüler ihren Wettkampf. Anerkennenswert, wie die Kids sich so richtig mit Feuereifer auf dem Laufkurs verausgabten. Danach fiel auch für die Volkslauf – Teilnehmer und uns Halbmarathoni der lang ersehnte Startschuss. Bedingt durch die ziemlich enge Start – und Zielgerade und eine leichte Ladehemmung der Startpistole ergab sich ein Riesengedränge, das sich nach Verlassen des Stadtplatzes jedoch schnell auflöste. Das Feld war relativ früh ziemlich auseinander gezogen, so dass die Zuschauer immer jemanden zum Anfeuern und wir Läufer immer etwas zum Schauen hatten. Gut gelöst war die Verteilung der Musikkapellen bzw. Bands. Meistens, wenn Du eine hinter Dir gelassen hattest, war die nächste schon in Hörweite. Glücklicherweise säumten auch abseits der Innenstadt relativ viele Zuschauer die Strecke, so dass man immer wieder motiviert wurde. Im Gegensatz dazu erschloss sich mir die Verteilung der Verpflegungsstationen nicht so recht. Hier gilt es noch etwas zu optimieren. Für Erfrischung sorgte dankenswerterweise auch die Firma BMW, durch deren Gelände man teilweise lief, mit einem Wassersprenkler. Für weitere Abkühlung sorgte dann jeweils eine halbwegs frische Brise beim Überqueren der Isarbrücke. Dass eine der Bands zwischendurch sogar einmal „Highway To Hell“ spielte, entsprach zwar grundsätzlich den Gegebenheiten und war natürlich als humorvolle Widmung an uns Läufer gedacht. Eingeheizt wurde einem von der gnadenlosen Sonne jedoch bei unserer schweißtreibenden Freizeitbeschäftigung eigentlich bereits genug. Lachen über diesen Gag konnte ich daher erst viel später. Passend dazu hatte man sogar offiziell zwei Personen mit Teufelskostüm und Dreizack engagiert, um symbolisch im Glutofen von Dingolfing gegebenenfalls etwas schwächelnde Läufer spielerisch wieder zu mobilisieren, so wie man es von den Profiradrennen aus den Fernsehübertragungen kennt.
Der Clou des Wettbewerbs war dann der Streckenteil hinauf zum Marienplatz und somit Richtung Start – und Zielgerade. In diesem Bereich konzentrierte sich der größte Teil der Zuschauer und sorgte für mächtige Stimmung. Wenn Du unten auf das Kopfsteinpflaster einbiegst, vielleicht das Glück hast, dass der Streckensprecher Dich auch noch mit Namen begrüßt und anfeuert und Du die Zuschauermassen siehst - das ist die Motivation dafür, die nächste Runde hinaus bis zu BMW und Richtung Bahnhof bestmöglich zu überstehen und dann hier wieder durch das dichte Zuschauerspalier zu laufen. Und jeder Läufer zog hier mit Unterstützung der lautstark mitgehenden Zuschauer das Tempo an. Hier machten Positionskämpfe den meistens Spaß, weil Du in dieser Atmosphäre kurzfristig die Anstrengung verdrängen konntest. Das war zwar nicht gut für den eigenen Rhythmus, aber für die Show schon. Die Blaskapelle brachte einen dann schon wieder in den Takt. Insgesamt viermal konnten wir dieses Spektakel genießen, uns verdientermaßen für den Mittelpunkt der Läuferwelt halten und uns für ein oder zwei Minuten praktisch von der Welle der Begeisterung durch die Innenstadt treiben lassen. Damit war es an diesem Tag, an dem man wegen der Hitze nach jedem Getränkebecher griff, den man bekommen konnte, dann auch genug.
Nach dem Zieleinlauf erhielt man die Teilnehmermedaille und konnte sich im eigens für die Teilnehmer abgesperrten „parque ferme` “ mit Snacks und Getränken versorgen und sich entspannen. Nach einigen netten Plauschen mit den Läuferkolleginnen – und Kollegen wurde es dann Zeit für den Heimweg.
Bei nahezu eintausend Teilnehmern konnten wir als reine Hobbyläufer erwartungsgemäß nicht davon ausgehen, allzu weit vorne dabei zu sein. Umso größer war dann nach Bekannt werden der Resultate die Freude darüber, mehr Läuferinnen und Läufer hinter uns als vor uns gelassen zu haben. Konrad Kiermeier konnte mit einer 1,46 – Zeit sogar Platz 15 in seiner Altergruppe belegen, ich selbst landete mit 1,49 auf Platz 39 meiner Altersgruppe, wobei wir jeweils die persönlich angestrebten Zeiten erreichen konnten. Bei Johann Michl streikte - was leider immer mal wieder vorkommen kann - die Zeitnahmetechnik. Sehr schade, aber nicht zu ändern. Jedoch - ein Grund mehr für einen Start im nächsten Jahr!
Durch die Begeisterung und das Temperament des Publikums waren die Stimmung und die Atmosphäre ein Klasse für sich. Hierfür vergeben wir fünf Sterne! Nach Möglichkeit muss man hier unbedingt einmal teilgenommen haben, gleich ob als Teilnehmer oder Zuschauer.
Rückblickend bleibt noch anzufügen, dass sich der hohe individuelle Trainingsaufwand gelohnt hat und der FC auch bei dieser Veranstaltung zum Saisonabschluss mit gepflegten Zeiten und Platzierungen aufwarten konnte. In Anbetracht des starken Läuferfelds und der tropischen Temperaturen wurden die eigenen Erwartungen sogar mehr als erfüllt.
N. Buhr